2. Reisetag

Von Göteborg-Säve (ESGP) über

Fagernes (ENFG) - Kristiansund (ENKB) - Mosjoen (ENMS)

und Mo I Rana (ENRA)

nach Tromsö (ENTC)

 

Flug 3 am 02.07.2006

 

Am darauf folgenden Morgen ging es, ca. eine Stunde nach der Aufgabe des Flugplanes, bei bestem Flugwetter weiter, über die traumhaften Schären der schwedischen Westküste, an Oslo vorbei, nach Fagernes, einem Flugplatz in den norwegischen Bergen, also mitten in der Pampa, umgeben von mindestens 100 km Wald.

 

Schwedische Schärenwelt

 

Schäreninseln

 

Von den Gletschern abgehobelte Schäreninseln

 

Ölraffinerie auf einer Schäreninsel

 

Während der vorbereitenden Flugplanung habe ich mir, zusätzlich zum vorhandenen Bottlang, die neuesten norwegischen AIP-Auszüge von Frankfurt AIS zumailen lassen. Daraus ergab sich, dass im norwegischen Fagernes (ENFG) auch sonntags ab 10:30 Uhr LT (localtime) Avgas zu bekommen sei.

Deshalb wurde Fagernes als Tankflugplatz, statt Sogndal (kein Avgas verfügbar), ausgewählt. ENFG ist außerdem als Zollflugplatz, mit vierstündigem Request deklariert, weshalb ich einen entsprechenden Vermerk (Request Custom) auf den Flugplan schrieb. Der Flugplan wurde von der schwedischen Flugberatung akzeptiert und 15 Min. später telefonisch bestätigt.

Während unseres Vorbeifluges an Oslo wurden wir dann über Funk vom norwegischen Kontroller gefragt, ob wir Custom verständigt hätten. Mein Hinweis auf den Vermerk im Flugplan reichte ihm nicht. Daraufhin baten wir den Kontroller mit dem Zoll Kontakt aufzunehmen. Wenige Minuten später antwortete dieser dann: „you are the lucky today! Der Zoll würde heute einer Einreise von uns ohne Zollformalitäten zustimmen. „Now you are cleared for routing and landing in Fagernes”.

10 Min. vor der Landung fragte uns dann der Kontroller über Funk, wie wir denn unseren laufenden Flugplan schließen wollen, „the tower is closed“.

Nach dem Hinweis auf unser Mobiltelefon gab er uns eine Telefonnummer bei der wir nach unserer Landung den Flugplan schließen konnten.

 

Überlandleitung in Norwegen

 

Unberührte Natur in Mittelnorwegen, 200 km nur Wald - und ein paar Seen

 

..... und manchmal gab es auch einen Feldweg

 

Nach temporärem Funkkontakt auf der Platzfrequenz,
vermutlich mit einem Mitglied des ortsansässigen Fliegerclubs,
landeten wir auf der über 2 km langen Landebahn.

Flugleiterpflicht besteht in Skandinavien natürlich nicht;
in Deutschland besteht ja auch keine Straßenwärterpflicht auf Autobahnen,
die können immer benutzt werden.

Anflug auf Fagernes (ENFG)

 

Danach stellten wir fest, dass der gesamte Flugplatz menschenleer war. Wir befanden uns alleine auf dem riesigen Vorfeld, mitten in den norwegischen Bergen, bei strahlendem Sonnenschein und in glasklarer Luft, innerhalb des alarmgesicherten Sicherheitszaunes, vor einer ca. 10.000 l fassenden, aber verschlossenen, Avgas-Tankanlage.

Deshalb bat ich den Mann vom norwegischen AIS beim telefonischen Schließen unseres Flugplanes, er möge doch den Refueling-Service verständigen.

Wenige Minuten später schaffte er es dann tatsächlich ein Mitglied des örtlichen Fliegerclubs zu erreichen. Dieser würde in ca. 30 Min. hier eintreffen.

45 Min. später war unsere Vereinsmaschine dann wieder aufgetankt und wir konnten den riesigen Flugplatz und dessen Sicherheitsbereich wieder so verlassen, wie wir gekommen waren – auf dem Luftweg, ohne den Sicherheitsbereich verlassen zu haben, der Tower war immer noch „closed“.

 

Das Abfertigungsgebäude von Fagernes

 

Fagernes - Ein großer menschenleerer Flugplatz in den Bergen

 

Flug 4 am 02.07.2006

 

Fagernes kurz nach dem Start

 

So klare Luft kennen wir in Deutschland gar nicht

 

Danach ging es weiter über die norwegischen Gletscher und den Geiranger Fjord, in dem sich einige Kreuzfahrtschiffe tummelten, nach Kristiansund (ENKB) an der norwegischen Atlantikküste.

 

Geiranger - das Dorf, das den Namen gab

 

Passagierschiffe am Ende des Geiranger Fjordes

 

Geiranger Fjord

 

Flughafen Kristiansund (ENKB)

 

Kristiansund - auch für die Großen

 

Dort herrschte viel Regionalverkehr (einige B 737) sowie Verkehr mit Schwerlasthubschraubern von und zu den Ölbohrinseln.

Dieser Platz fiel durch die professionelle Abwicklung und Freundlichkeit aller dort Beschäftigten auf. Alles war unkompliziert.

 

Die Busverbindung zu den Ölbohrinseln

 

Um künftigen Avgasbeschaffungsproblemen aus dem Wege zu gehen fragten wir den Tankservice, ob auch auf unserem nächsten Flugplatz Mosjoen (ENMS) sicher Avgas verfügbar ist, so wie es in der norwegischen AIP steht.

Der hilfsbereite Tankwart telefonierte extra mit dem Tower. Von diesem kam 2 Min. später die Bestätigung: „In Mosjoen is Aviation Gas available".

Wir flogen also weiter nach Mosjoen in Mittelnorwegen.

 

Flüge 5 und 6 am 02.07.2006

 

Küstenlandschaft in Mittelnorwegen

 

Aufwändige Straßenführung an der norwegischen Nordatlantikküste

 

Nach der Landung fragten wir den dortigen Flugleiter gleich nach der Tankmöglichkeit. Dieser teilte uns daraufhin mit, dass er nur über den Turbinenkraftstoff Jet A 1 verfüge. Letztes Jahr hatte man noch Avgas. Das hat man aber abgeschafft, weil die Nachfrage danach zu gering war.

Sein Kollege von Operations merkte wohl, dass wir leicht enttäuscht waren, als wir ihm den gesamten Ablauf schilderten. Er verzichtete deshalb auf die Landegebühr und informierte uns nach langem Herumtelefonieren dann, dass auf dem Flugplatz Mo I Rana (ENRA) in 30 Min. Flugentfernung Avgas verfügbar sei.

Im schlimmsten Fall hätte uns der Mann von OPS sogar in die nahe gelegene Ortschaft gefahren um dort Car-Gas (ROZ 95 unleaded) zu beschaffen, welches ja für unseren Rotax-Motor durchaus auch gereicht hätte.

Da Mo I Rana nahezu auf unserer geplanten Flugroute lag und wir noch Kraftstoff für über 1 Std. im Tank hatten verlegten wir nach Mo I Rana, einem kleineren Platz, ebenfalls in den norwegischen Bergen. Der Sprit war allerdings nicht gerade billig. 99 € für 50 Liter Avgas gibt schon zum Nachdenken mehr als einmal Anlass.

Da soll es doch tatsächlich bereits Flugzeuge mit sparsamen Dieselmotoren und größerer Reichweite geben, die mit Diesel oder dem auf jedem Platz in Skandinavien verfügbaren Jet A 1 klarkommen.

 

Avgas in Mo I Rana (ENRA)

 

Flug 7 am 02.07.2006

 

Mit wieder vollem Tank war Tromsö nun problemlos erreichbar.

Nach dem Start in 229 ft Höhe (70 m ü.d.M.) war zunächst einmal ein Steigflug auf über 6000 ft angesagt, um über die norwegische Gebirgskette zu kommen, die als Wetterscheide wirkt.

Beim Überflug der Küstenstadt Bodö, die sich bereits nördlich des Polarkreises befindet, wechselte die Luftmasse. Von Westen näherte sich eine Regenfront. Die Flugsichten gingen von über 100 km über den Bergen zurück auf ca. 20 km. Die Meeresluft war sehr feucht.

Weiter ging es nach Nordosten, die Sichten wurden jetzt wieder besser und die Rückenwindkomponente stieg deutlich an. 127 kt (235 km/h) Groundspeed  bei 22“ Ladedruck und 2200 min-1 sind für eine 100 PS-Katana ein mehr als akzeptabler Wert.

Es ging nun an Narvik vorbei, das wir ca. 1 Std. später passierten mit direktem Kurs nach Tromsö, der nördlichsten Universitätsstadt der Welt.

Um 19 Uhr Lokalzeit flogen wir, von Bodö- und Tromsö-Control bereits avisiert und von Tromsö Tower freundlichst begrüßt, in den Tromsöer Fjord und die Kontrollzone von Süden her ein. Wenige Minuten später, gleich nach dem Passieren des zweiten Pflichtmeldepunktes bekamen wir die Landefreigabe auf die Bahn 01, bei hoch über dem Horizont stehender Sonne.

 

Tromsöer Fjord - Blick nach Nordosten

"D-EMGK you are welcome in Tromsö" - was für ein initial call von Tromsö Tower

 

Anflug auf Tromsö bei "leichtem" Seitenwind

 

Wir sind in zwei Tagen vom Schwarzwald (48o 16’ N) bis fast an den 70. Breitengrad, also ca. 400 km nördlich des Polarkreises, geflogen. Die gesamte Flugstrecke auf dieser Reise bisher 1510 Nm oder 2796 km und dies alles innerhalb von gut 28 Stunden, davon reine Flugzeit 14 h und 02 Min.

In Tromsö war an diesem Abend echt was los. Allein während unseres Tankens starteten bzw. landeten drei Boeing 737.

Nach der Sicherung unserer Vereinsmaschine auf dem Abstellplatz 14, der Fahrt zum und dem Einchecken ins Hotel sowie dem Abendessen, also ca. 3 Std. nach unserer Landung, hat uns dann die heranziehende Regenfront auch in Tromsö eingeholt und es begann, während unseres ersten Stadtbummels, zu regnen.

 

zum 3. Reisetag