5. Reisetag

Von Hammerfest (ENHF)

über das Nordkap (71o 11’ N)  und

Kirkenes (ENKR) sowie Rovaniemi (EFRO)

nach Umea (ESNU)

 

Flug 9 am 04/05.07.2006

 

Jetzt war es soweit, es regnete gerade mal nicht und wir rollten mit der D-EMGK zum Startpunkt der Runway 23, Wind aus 270 mit 16-24 kt, hoben um 23:51 Uhr LT in Hammerfest ab, beschleunigten bei einem Luvwinkel von ca. 30o- 40o die Maschine über der Bahn, um für die erwartete Windscherung nach dem Bahnende mit sicherer Fahrt gerüstet zu sein. Diese brachte uns kurzfristig Fahrtmesserschwankungen zwischen 90 und 50 kt.

Es ist ohne Zweifel ein besonderes Gefühl in Bodennähe so „schräg“ mit einem so hohen Luvwinkel zu fliegen. Die Temperatur lag am Boden bei 6o C (Alt. von ENHF 260 ft), die Nullgradgrenze sollte bei 2500 ft liegen. Die Maschine ist, trotz relativ hoher Fahrt, noch über der Bahn, aufgrund der hohen Gegenwindkomponente, sehr gut gestiegen.

Danach wurde es wieder ruhig und wir konnten, nun mit starkem Rückenwind, auch wieder überwiegend auf der Luvseite der Inseln bleibend, mehr oder weniger, also meist weniger direkt, auf unser nächstes, mental aber höchstes, Zwischenziel Nordkap, auf der Insel Mageroy, zusteuern.

 Am Nachmittag lag noch das Zentrum eines Tiefs über Kirkenes, das jetzt nach Osten abzog. Da Ivalo (EFIV) in Nordfinnland, unseren Informationen zufolge, bis am nächsten Nachmittag geschlossen sein sollte und von Westen bereits am nächsten Morgen ein neues kompaktes Wolkenfeld zu erwarten war, war eine Landung zum Tanken in Kirkenes nahezu unumgänglich.

 

00:01 Uhr - noch 25 Min. bis zum Nordkap in 680 ft über dem Eismeer

Dieselbe Aufnahme ohne Blitz - es ist taghell draußen

 

Eine seltsame Stimmung - das Eismeer um Mitternacht

 

Um Mitternacht bei diesem Naturschauspiel verselbständigt sich fast die Phantasie

 

Ein kleiner Schauer kurz vor dem Nordkap

 

22:26 UTC (00:26 LT und MESZ) - Noch 59 Flugsekunden bis zum Nordkap, mit 28 Grad Luvwinkel

 

Eine Flugdurchführung dieser Art erfordert natürlich eine hohe Konzentration.
Die Bedienung von 2 GPS-Geräten, einem VOR, das Mitfransen auf der Karte, das englische Funken mit den Flugplätzen bzw. den Control-, Radar- oder Approachfrequenzen und nicht zuletzt das Fliegen selbst beschäftigt, bei diesen Bedingungen, natürlich intensiv. Deshalb ist es von großem Vorteil, wenn zwei Piloten im Cockpit sitzen, hin und wieder notwendige Unterstützung ist dann immer sofort verfügbar und Entspannungsphasen auch während längerer Flüge sind so möglich. Der "biologische Autopilot" macht´s möglich.

Bei Vorliegen von solch hohen Windgeschwindigkeiten ist natürlich noch in mehreren Kilometern Entfernung von aus dem Meer herausragenden Inseln bzw. Felsbrocken mit deutlichen Leewirbeln oder sogar Rotoren zu rechnen.

Am 05.07.2006, um 0:26 Uhr lokal erreichten wir dann das wirkliche Nordkap (71o 11’ N) und 1-2 Min. später das Touristennordkap (71o 10’ N) am Ende der Eismeerstraße.

Unübersehbar befanden sich knapp 100 Wohnmobile, Busse und Pkws, jeweils mit entsprechender Besatzung, auf dem Felsen über dem Eismeer.

 Wir fotografierten auf das Nordkap hinunter, die Auto-, Wohnmobil- und Bustouristen, die bei bedecktem Himmel auf die Mitternachtssonne warteten, fotografierten nach oben unsere vorbei fliegende Maschine, was an den Blitzlichtern der Fotokameras zu erkennen war.

 

Der Nordkapfelsen ragt 995 ft oder 303 m aus dem Eismeer

 

Nordkap mit Parkplatz für Wohnmobile, am 05.07.2006, um 00:28 Uhr LT

 

Hier nun die Postkartenansichten, die es nur an wenigen!!! Tagen im Jahr zu sehen gibt.

 

Im Jahr 2006 gab es genau 1 Tag, es war ja keine Nacht, mit Mitternachtssonne am Nordkap.

Die Nacht vom 29. auf den 30. Juli 2006 war wolkenlos und die Mitternachtssonne war gerade noch zu sehen,
d.h. sie berührte praktisch den Horizont.

Am 30. und 31.07. sowie am 01. und 05.08.2006 war es zwar am Nordkap auch wolkenlos um Mitternacht,
aber die Sonne ist in diesen Nächten am Nordkap bereits wieder für wenige Minuten untergegangen.

Hell ist es dort nachts natürlich noch einige Wochen,
aber in diesem Jahr (2006) gibt es keine Mitternachtssonne mehr.
Man konnte sie 2006 nur in einer Nacht von einem wolkenlosen Himmel genießen,
obwohl sie vom 16. Mai bis zum 29. Juli an der Position
71o 11’ N nicht unterging.

Alle anderen Nächte, mit Ausnahme der Genannten, zwischen Mitte Mai und Ende Juli 2006 waren,
nach Aussage der Towerlotsen von Hammerfest,
dort bzw. am Nordkap bewölkt oder sogar regnerisch.

 

Diese Postkartenansicht mit Mitternachtssonne kann nicht aus dem Jahre 2006 stammen,
da sich 2006 solches Wetter nur in wenigen Nächten einstellte
und sich die Sonne dabei um Mitternacht bereits wieder am Horizont oder darunter befand.

 

Und nun wieder zu unserem Erlebten

Die Mitternachtssonne grüßt

 

Wenigen Minuten nach dem Passieren des Kaps zeigte sie sich, die Mitternachtssonne, die deutlich über dem Horizont stand. Sie zauberte ein unwirkliches Farbenspiel in nie gekannten Farbtönen auf die an das Eismeer angrenzenden Felsformationen nachts um halb eins. Zusätzlich wurde ein schöner Regenbogen sichtbar.

Was für eine Stimmung, draußen in der rauen Natur und drinnen im Cockpit unserer kleinen Maschine.

Die wahrgenommenen Eindrücke dieses Naturschauspiels kann man eigentlich nicht in Worte fassen und werden uns beiden unvergesslich bleiben.

 

Bei diesem Anblick kam mir ein Spruch aus meiner Kindheit in den Sinn:

Im Osten geht die Sonne auf,

im Süden ist ihr Mittagslauf,

im Westen will sie untergehen

und

im Norden ist sie (nie) - am Nordkap zu sehen.

 

Unwirkliche Stimmung kurz nach Mitternacht

 

Hopsfjorden

 

Tanafjorden, nachts um 01:00 Uhr

 

Tanafjorden

 

Varangerfjorden - Blick nach Osten

 

Varangerfjorden - Blick nach Süden

 

Bereits eine Stunde später, nach dem Passieren des Hobs-, des Tana- und des Varangerfjordes befanden wir uns, frühmorgens um 01:40 Uhr, im Anflug auf den Flughafen der norwegischen Grenzstadt Kirkenes (ENKR), nur 10 km (also ca. 3 Flugminuten) vor der russischen Grenze am 30. Längengrad.

 

Anflug auf Kirkenes (ENKR) mit 35 Grad Luvwinkel (Windvorhaltewinkel)

 

Kirkenes Tower - um 02:00 Uhr

 

Büroarbeit in Kirkenes

 

Auftanken in Kirkenes um 06:15 Uhr

 

Nach einer kurzen Ruhephase wurden wir von der Flughafenfeuerwehr in Kirkenes mit einer Tasse Café versorgt.

Danach betankten wir unsere Maschine und übermittelten vom Tower aus unseren Flugplan nach Oslo.

Ein sehr freundliches Wetter konnten wir nun für unseren bevorstehenden Grenzüberflug nach Finnland einholen.

In Kirkenes war es sehr kalt, nur wenige Grad über dem Gefrierpunkt, aber die Flugsicht betrug mindestens 100 km.

Ein Blick nach Russland von Kirkenes aus

 

Blick vom Flughafen Kirkenes nach Norden

 

Blick von Kirkenes Tower auf unsere startbereite Maschine

 

Flug 10 am 05.07.2006

 

 

Nordfinnland am frühen Morgen

 

Kurz nach 7 Uhr waren wir schon wieder im Cockpit. Die Flugroute führte uns nun über die Finnische Seenplatte. Wir überflogen den Inarisee und durchquerten sofort anschließend die über 100 km große CTR des Flughafens Ivalo (Überflug) nach Rovaniemi (EFRO), der Stadt, nahe dem Polarkreis, wo der Nikolaus seinen Heimatflugplatz hat und der einzige Flugplatz der Erde, dessen Namen in Rentiergeweihen geschrieben steht.

Kurz nach halb 10, nein nicht in Deutschland, in Nordfinnland atmeten wir die trockene klare Luft bei schönstem, warmem Sommerwetter. Der Flughafen von Rovaniemi (EFRO) befindet sich nördlich, die Stadt Rovaniemi südlich des Polarkreises.

 

Nordfinnland - Wälder und Seen (hier der Inarisee)

 

Finnische Seenplatte

 

Unendliche Waldgebiete in Nordfinnland

 

Auch in Nordfinnland - 100 km nur Wald

 

Gemähte Wiesen - erste Anzeichen von Zivilisation

 

 

Rovaniemi Airport (EFRO)

 

Das kann man nicht einmal lesen

 

Hier geht es nach Rovaniemi - größte Stadt in Lappland

 

Bei diesem warmen Topwetter konnten wir in Rovaniemi am späten Vormittag auf einen Stadtbummel und auf ein ordentliches Mittagessen natürlich nicht verzichten.

 

Rovaniemi - der einzige Flughafen der Welt, dessen Namen in Rentiergeweihen geschrieben steht

Rovaniemi - The official Airport of Santa Claus

 

Flug 11 am 05.07.2006

 

Die Militärs passieren das VOR ROI (Rovaniemi) und starten vor uns in EFRO

 

Start in Rovaniemi auf der Runway 03

 

Nachmittags wollten wir noch den Sprung nach Umea in Nordschweden schaffen. Deshalb starteten wir in Rovaniemi, direkt nach vier Kampfjets der finnischen Luftwaffe, um halb zwei Richtung Südwesten. Allerdings bekamen wir von der Flugsicherung, vermutlich wegen einer stattfindenden Luftübung der Jets eine Höhenbeschränkung auf 1500 ft bis zur schwedischen Grenze. Erst danach ging es in FL 65 mit dann besserer Groundspeed weiter.

 

Naturidylle südwestlich von Rovaniemi

 

Lulea (ESPA) am Bottnischen Meerbusen

 

Flussdelta in Nordschweden

 

Umea (ESNU) - Queranflug auf die Runway 14

 

Das Nachtlager in Umea ist gerichtet

 

In Umea (ESNU) sollte unsere letzte Übernachtung während dieser Flugreise stattfinden.

 

 Nach dem Abendessen luden die vom Hotel bereitgestellten Fahrräder noch zu einer Stadtrundfahrt ein.

 

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